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Die Preisträger des APOLDA EUROPEAN DESIGN AWARD 2023

 

Kristallpokale und Preisgelder in einer Gesamthöhe von 30.000 Euro würdigten zur Preisverleihung am 24.06.2023 die Plätze 1 bis 4 und einen Sonderpreis in der Kategorie „Sustainability“. Kreatives Designkonzept, Innovationswert, Umsetzung und Funktionalität waren dabei die Kriterien, nach denen eine hochkarätig besetzte Jury, unter dem Vorsitz der Designerin Karin Veit, ausgesucht hatte.

Vergeben wurde der mit 12.000 Euro dotierter 1. Preis, an Ella Gödecken von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg für ihre Kollektion „Business Knitters".

Laudatio: Der erste Preis geht an eine gebürtige Hamburgerin. Im Fokus ihrer Arbeit steht das Zusammenspiel von Business-Bekleidung und Knitwear. Ihre Kollektion lässt die Grenzen zwischen traditionell männlich oder weiblich definierten Dresscodes innerhalb der Geschäftswelt verschwimmen. Dafür sorgen Strick- und Häkel-Optiken, Filz-Elemente und moderne Näh-Details. „Ich habe mich vor allem mit textiler Flächengestaltung beschäftigt“, sagt sie. Hier bekommt der Wollmantel eine aufwendige Strickfläche, dort das Sakko in Filz eine Häkelkante. Der oversized Pullunder im Struktur-Mix wird zur Rippenstrick-Hose kombiniert. Easy und tragbar, mit viel Gespür für die Masche. Dass das Farbkonzept im Kontrast zu üblichen Business-Nuancen steht, versteht sich von selbst. Himbeere, tiefes Lavendel und Kobaltblau setzen Impulse.

1. Preis Ella Gödecken




Den mit 8.000 Euro dotierten
2. Preis erhielt Eleonore Brive von der Hochschule Pforzheim für ihre Kollektion „Next Fashion“.

Laudatio: 
Die Zweitplatzierte des Apolda European Design Award hat ihre Bachelor-Arbeit an der Hochschule Pforzheim absolviert. Sie denkt an die Mode von morgen, besser gesagt: „Next Fashion“ – so der Titel der Kollektion. Die gebürtige Koblenzerin hat das Thema Mode auf ein modulares Konzept reduziert, das dem Thema Nachhaltigkeit in Form von langlebigen, immer wieder kombinierbaren Styles Rechnung tragen soll. Wie das funktioniert? „In diesem System sind die Verbindungen der Elemente in sich selbst modular. Das Design interagiert über drei Ebenen: Design- und Formensprache, Material und die von mir selektierten Nachhaltigkeitsaspekte“, sagt sie. Die jeweiligen Elemente aus einer Ebene werden zu einem Cluster, das die Einzelteile der Kollektion prägt. Die Optik ist clean – von Kleid bis Hose, Bermuda und Jacke. Entsprechend harmonisch die Farbsprache in Offwhite, Senf und Oliv. Und auch beim absoluten Highlight – dem cremefarbenen Trenchcoat – war sich die Jury einig. 

2. Preis Eleonore Brive




Den 3. Preis holte sich Nanyi Li von der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle für ihre Kollektion „Flowers in the Fog“.Sie erhielt dafür 5.000 Euro Preisgeld.

Laudatio: Für den dritten Preis des Apolda European Design Award 2023 überschreiten wir Landes-, Kultursowie Sprachgrenzen und lassen Blumen sprechen. Hier wird das Beobachten zum Design-Konzept. Den Bachelor of Arts Product Design absolvierte die Preisträgerin in Guangzhou in ihrem Heimatland China. Der Master of Arts Conceptual Mode Design folgte in Halle an der Saale. Ihre Arbeit stellt sich die Frage: Was ist chinesisch? Was ist westlich? Was ist echt? Was ist unecht? „Ich wollte eine neue Art von chinesischem Stil schaffen, der sowohl von Chinesen als auch von Europäern oder Westlern verstanden wird“, sagt sie. Zunächst sieht die Kollektion nach traditioneller Bekleidung aus. Erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass alle Teile aus typisch westlichen Kleidungsstücken wie Hemden, Anzüge oder Denims zusammengestellt sind. Asiatische Details kommen über minimalistische Blütendrucke und farbenfrohe Seidenstoffe.


3. Preis Nany Li

 

 

Der 4. Preis, dotiert mit 2.500 Euro, ging an Luca Valentin Rată vom ArtEZ Institute of the Arts Arnhem, für seine Kollektion „Designers find Balance in their Art Through Contrasting Themes/Topics.

Laudatio: Die viertplatzierte Arbeit des Apolda European Design Award kommt aus den Niederlanden. Sie beschäftigt sich mit dem Finden einer Balance durch kontrastierende Themen während des Design-Prozesses. Inspirieren lassen hat sich der in Bukarest geborene Jung-Designer von seinem Bedürfnis nach Gleichgewicht im Leben. „Ich habe zwei Welten gewählt, die mir wichtig sind: die Natur und das tägliche Leben.“ Sein Ziel ist es, tragbare Bekleidung zu entwickeln, die eine Symbiose aus Sportswear und casual-inspirierten Styles ergibt. Überall finden sich funktionelle Details auch aus der Activewear. Jeans bekommen Cargo-Taschen aus Anzugstoff, Pufferwesten werden durch Zipper- und Kordel-Details aufgewertet. Nie übertrieben, alles bleibt in Balance.

4. Preis Luca Valentin Rata

 


Einen Sonderpreis „Sustainability“ sicherte sich Marine Puumala von der Aalto University School of Arts, Design and Architecture Helsinki für ihre Kollektion „Raiding Closets“. Sie bekam dafür 2.500 Euro.

Laudatio: Wir, die über 60ig-jährigen, haben in unserer Kindheit noch textile 
Nachhaltigkeit gelebt. Es war selbstverständlich, die Bekleidung der Älteren weiter zu tragen und die eigene Bekleidung an Jüngere weiter zu geben. Für einen Teil der heutigen Jugend ist es normal geworden, als Aktivist für das Klima zu demonstrieren und nach der Demo Fast-Fashion zu konsumieren. Wir zeichnen heute eine junge Frau aus, die sich genau diesem Trend entgegensetzt. Im Gegensatz zu uns damals, nutzt sie nicht nur einfach gebrauchte Kleidungsstücke weiter, sie schafft daraus etwas Neues. Mit der Unbeschwertheit eines Kindes, das die Kleiderschränke der Familienmitglieder plündert, um sich zu verkleiden, hat die heute auszuzeichnende Designerin eine völlig neue Kollektion entworfen. Dazu hat sie neue und gebrauchte Stoffe mit Geschick kombiniert. Großen Eindruck bei der Jury haben die Strickteile hinterlassen – mal experimenteller Handstrick, mal Intarsien und Jacquards, hergestellt mit der modernsten industriellen Stricktechnik. Im Endeffekt sind alle Einzelteile spielerisch miteinander kombinierbar. So, wie ein Kind es eben tun würde.

Sonderpreis Marine Puumala


Zusätzlich konnten die Wettbewerbsteilnehmer erstmals selbstproduzierte Fashion-Clips zu ihren Arbeiten einreichen. 13 eingereichte Clips wurden durch eine gesonderte Jury aus Medien- und Modeexperten bewertet und ein Preisträger ausgelobt. Der Preis ging an Zoé Aurivel von der Hochschule Reutlingen für den Film zu ihrer Kollektion "Project Untouched". Das Preisgeld beträgt 3.000 Euro. 

Laudatio: Mode ist Medium. Das ist ein ziemlich alter Hut: Kleidung vermitteln Botschaften, erzählen von Haltung, Milieu, Geld und Kunst. Und Mode nutzt Medien, um sich selbst und ihre Botschaften zu verbreiten. Seien es Catwalks, Fotoserien, Modeblogs oder eben Fashion Clips, also kurze Filme, in denen sich Kollektionen präsentieren. Das Tolle an Fashion Clips ist, genau wie bei der von ihnen audiovisuell transportieren Mode, sie kennen so gut wie keine Konventionen. Und so unkonventionell und vielfältig waren auch die 13 Fashion Clips, die von den Mode-Designer:innen des Apolda European Design Award 2023 eingereicht wurden. Wie es aber die Regeln so wollen, kann es nur eine Siegerin oder einen Sieger geben. Ein Film, der heute mit einem Preisgeld von 3000 Euro nach Hause gehen darf. Der Preis für den besten Fashion Clip geht an … Zoë Aurivel … von der Hochschule Reutlingen für den Film zu ihrer Kollektion „Project Untouched“. Der Film hat uns auf vielen Ebenen überzeugt. Beim ersten Schauen fällt sofort der logistische und technische Aufwand auf. Der Film spielt an verschiedenen Locations, gefühlt auf verschiedenen Kontinenten. Jedes Bild ist sorgfältig arrangiert, das Colour-Grading ist erstklassig, die Drohnen Aufnahmen werden effektiv und sparsam eingesetzt. Die Trailer-Musik unterstützt die dreiaktige Dramaturgie des Films. „Project Untouched“ hat eine hochaktuelle politische Botschaft: Der Planet ist in Gefahr, das Leben ist in Gefahr. Eine Stimme aus dem OFF erinnert uns: Jede ist mit Jedem verbunden. Und zwar durch den Atem. Denn wir alle teilen die selbe Luft. Wir, das sind alle Lebewesen auf dieser Erde. Aurivel verbindet die Präsentation ihrer Kollektion an menschlichen Models mit gefährdeten Tierarten. Das erschließt sich zwar nur durch den Abspann, aber dadurch wird dieser Kniff auch nicht peinlich. Die zumeist in hellen Tönen gehaltenen Kollektionsteile werden den Zuschauer:innen von einem diversen Cast niemals penetrant unter die Nase gehalten, sie fügen sich organisch in die Bewegungen der „Tiere“, in den Fluss der Bilder und in das Gesamtbild der zumeist beeindruckenden Landschaften ein. Weil er Mode, Bildgestaltung und Botschaft gleichermaßen Raum gibt, ist „Project Untouched“ trotz seiner drei Minuten Dauer fesselnd wie ein gutes Musikvideo oder Trailer zu einem möglicherweise spannenden Langspielfilm. Auch ausgekoppelt in kürzerer Form, als Fotoserie oder Narrativ für einen Fashion-Blog würde das Projekt für das Marketing der Kollektion zweifellos funktionieren. Aber nicht nur für die Kleidung. Sondern auch für unseren Planeten.

 

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